Wenn Eltern zocken
Franz Philipp Dubberke und Arne Brücks ließen Eltern und Lehrer der Erich Kästner Schule in die Computerspielewelt ihrer Kinder eintauchen. Den beiden Medienpädagogen gelang es sogar, den Teilnehmern das Erlebnis zu vermitteln, das Zeitgefühl beim Spielen zu vergessen.
An Laptops konnten die 19 Teilnehmer der Veranstaltung Eltern-LAN in den Räumlichkeiten des Kinder- und Jugendzentrums Second Home selbst „zocken“. Hierbei handelt es sich um eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Bei der Eltern-LAN haben alle Teilnehmer die Möglichkeit, eigene Computerspielerfahrungen zu sammeln und sich über Inhalte und Wirkungen virtueller Spielwelten zu informieren, sowie in Dialog und Austausch mit den Medienpädagogen zu treten.
Nach einem einführenden Vortrag der beiden Referenten, versuchten sich die Teilnehmer zunächst an dem Autorennenspiel „TrackMania Nations Forever“. Hier galt es, die in Computerspielen typische Tastatursteuerung mit der linken Hand kennenzulernen. Ziel des Spieles war es, ein Rennfahrzeug in möglichst kurzer Zeit durch einen buckligen und kurvigen Parcours bis zur Zielgeraden zu bringen. Als Ansporn wurden dabei die Bestzeiten aller anderen Teilnehmer regelmäßig eingeblendet.
Im Anschluss wurde „Call of Duty“ gespielt. In diesem Ego-Shooter, mit der Altersfreigabe der USK ab 18 Jahren, übernimmt der Spieler die Rolle eines bewaffneten Soldaten in einem Kriegsszenario. Es wurden zwei Teams gebildet, mit dem Auftrag, Spieler des gegnerischen Teams in der virtuellen Spielwelt zu töten. Als Sieger sollte das Team hervorgehen, welches in Summe die meisten „Kills“ erzielte. Im Gegensatz zum vorangegangenen Autorennen, war der Unterhaltungsfaktor bei diesem Spiel nicht bei allen Teilnehmern gleich groß. Ein Elternteil äußerte: „Ich war nicht in der Lage, auf Leute zu schießen.“
Die anschließende Nachbesprechung warf viele Fragen und Diskussionspunkte auf. Kann ein Kind reale von virtueller Welt trennen? Verändern solche Spiele ein Kind? Darf ein Kind Spiele mit einer Altersfreigabe über 18 Jahren spielen? Wie lange darf ein Kind spielen?
Dubberke und Brücks rieten dabei von generellen Verboten oder Internetsperren ab. Man solle mit den Kindern ins Gespräch kommen und gemeinsame Regeln entwickeln. Vor allem sei dabei wichtig, die Kinder zu verstehen, jeder kenne seine Kinder schließlich am besten. Zur Unterstützung erhielten die Teilnehmer den Leitfaden „Computer-Spiele in der Familie – Tipps für Eltern“ der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jungendschutz NRW ausgehändigt. Zusätzlich informierten die beiden Referenten über die Themen Computerspielsucht und Micropayments in Spiele-Apps.
Der Workshop wurde von den EKS-Lehrern Michael Arlt und Fabian Bose, der Schulelternbeirätin Tanja Becker und den Streetworkern Vivien Schulz und Pascal Adam der Stadt Baunatal organisiert.