Auf der Suche nach Gott
Welche Vorstellungen haben Achtklässler von Gott? Auf den Tischen des Klassenraums liegen Kunstkarten oder Fotokopien von Bildern: Bilder, in denen Menschen ihre Sicht von Gott dargestellt haben. Die Schülerinnen und Schüler haben sich zuvor mit Vorstellungen von Gott auseinandergesetzt. Sie haben über das Bilderverbot im Alten Testament gesprochen und biblische Gottesbilder kennengelernt. Nun ist es ihre Aufgabe, sich ein Bild auszusuchen und dazu eigene Gedanken aufzuschreiben.
Obwohl im Klassenraum über 50 verschiedene Darstellungen von Gottesbildern liegen, weiß die 14-jährige Anna-Lena E. bald, dass sie keines der Bilder wählen wird. Sie hat ein anderes Gemälde vor Augen, das ihr Vater Norbert Ernst 1983 als Siebzehnjähriger gemalt hat.
Die Bilder, die die Jugendlichen auswählen, sind sehr unterschiedlich: das Foto einer Tür, ein Bild vom Labyrinth in Chartres, ein Auge, zwei Hände, ineinandergefügt, ein Foto eines abgemagerten Kindes, Gemälde alter Meister und moderner Künstler. Da die Achtklässler mit Begeisterung bei der Sache sind, erwächst die Idee, ein Buch zu drucken.
Mit Hilfe der digitalen Technik und der Möglichkeit, Fotobücher zu erstellen, entsteht ein 24-seitiges Buch mit Vorwort, Autorenverzeichnis, den ausgewählten Bildern, Gebeten, Gedichten und Texten, in denen die Schüler ihre Beziehung zu Gott artikulieren. Das Bild von Norbert Ernst wird für den Buchdeckel ausgewählt.
Nach Abschluss der Unterrichtseinheit hat jeder Schüler ein gedrucktes Exemplar des unverkäuflichen Fotobuches erhalten. Das Buch ist wunderbar anzusehen.
„Wenn ich das Büchlein in der Hand halte, freue ich mich über die Offenheit meiner Schülerinnen und Schüler, die ihre momentane Beziehung zu Gott und auch ihre kritischen Anfragen für alle in der Gruppe lesbar aufs Papier gebracht haben. Das Projekt trägt zur Identität junger Menschen bei“, so Religionslehrerin Marianne Hartung, die die Entstehung des Buches begleitete.